Lykos

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Damian wartet in Wolfsgestalt, seine Atmung ist ruhig, sein Herz schlägt langsam. Er steht alleine auf der Lichtung, seine Wölfe in einem kleinen Abstand zu seiner rechten Seite. Seine silbernen Augen glänzen in der untergehenden Sonne. Er sieht das Rudel kommen. Er fixiert nur Lucian, sein Fell ist dunkelgrau und seine Augen gelb, das wird ein schneller Kampf, denkt er.

Lucians Rudel stellt sich gegenüber der anderen Wölfe an die Lichtung. Lucian geht auf Damian zu, langsam, in Gedanken puscht er sich selbst,- ich schaffe das, los Lucian, nur ein guter Hieb, direkt in seine Augen, schlitz ihn auf, ich glaube an mich. Er knurrt laut und furchteinflößend. Sie stehen sich gegenüber. Atemwölkchen sind zu sehen, während sie sich anstarren. Die Luft um sie herum scheint zu flirren wie bei einer heißen Fatamorgana.

Lucian springt zuerst nach vorne. Seine Krallen und Zähne auf seinen Herausforderer gerichtet. Angriff denkt er. Damian duckt sich rechts weg und kontert, setzt einen Hieb mit seiner linken Pranke direkt in Lucians Gesicht, sein Kopf fliegt zur Seite und Geifer spritzt aus seinem Maul, dick und zäh. Klauen und Zähne, ein Gewirr aus Prankenhieben folgt. Lautes knurren kommt aus beiden Kehlen, Lucian blutet stark, Damian setzt einen Hieb und seine Krallen schlitzen Lucians rechte Seite bis zum Hals auf, Blut strömt hervor, ein schmerzvolles Stöhnen kommt aus Lucians Kehle. Er strauchelt, Damian setzt zum Sprung an, fasst zu und hält Lucians Hals zwischen seinen Fängen. Lucian hängt schlapp in seinem Maul, Damian hält ihn fest und schaut das Rudel an, sieht jedem einzelnen in die Augen , sein silberner Blick glänzt vor Überlegenheit und er spürt die Angst die von ihnen ausgeht und genießt es.

 

 

Joscelin

Es ist schon eine ganze Zeit sehr ruhig hier draußen, gespenstig ruhig. Ich hoffe, dass sie mich nicht entdeckt haben und einen Hinterhalt planen aber ich höre und wittere nichts. Das Wasser des Bachs reinigt meinen Körper und meinen Bunker habe ich gesäubert. Die Sonne ist gerade unter gegangen, die Nacht wird klar und kalt. Ich stehe nackt am Ufer des Bachs und lasse meine Wölfin frei. Ich renne und meine Muskeln genießen die Geschwindigkeit, nachdem ich den ganzen Tag in diesem kleinen Raum mit wenig Frischluft und viel Gestank gehockt habe. Ich schieße aus dem Wald in die Nähe einer Lichtung und rieche Wölfe. Viele, eine Menge Wölfe. Ich stoppe auf der Stelle, der Wind steht ungünstig für mich. Circa dreihundert Meter von mir entfernt auf dem freien Feld steht ein immens großer, schwarzer Wolf. Er hat einen anderen, schlaffen Wolfsköper zwischen seinen Zähnen und in dem Moment als er krachend die Kehle des Wolfes zerbeißt, finden seine silbernen Augen die meinen. Mate. Er spuckt den toten Körper aus und auf sein Zeichen hin setzten sich drei von den Wölfen zu seiner rechten in Bewegung und jagen auf mich zu.